MARTY MUNSON - Trainer für Schwimmen und Triathlon
Es gibt natürlich viel mehr als nur drei Faktoren, die darüber entscheiden, ob man beim Triathlonschwimmen erfolgreich ist. An dieser Stelle wollen wir uns aber auf drei Punkte konzentrieren, bei denen ich immer wieder feststelle, dass Sportler*innen auf Probleme stoßen, von denen sie sich ausbremsen lassen. Es ist sinnvoll, sich vor dem Wettkampf mit diesen Problemen auseinanderzusetzen, das es Strategien gibt, mit denen sie sich überwinden lassen. Also nichts wie ab ins offene Wasser und ausprobieren – je mehr du die Techniken übst, desto besser wirst du am Wettkampftag sein.
CHALLENGE NR. 1: ZUR ERSTEN BOJE GELANGEN
Beim Start des Rennens ist viel los. Da sind die Wasserbedingungen: kabbelig, warm, kalt, salzig usw. Außerdem sind um dich herum d jede Menge Leute, auch bei Timetrial-Starts. Und dann ist da noch die erste Boje. Die, die einfach nicht näherrücken will.
Also fängst du an schneller zu schwimmen, das bringt dich ja schließlich schneller ans Ziel. Und dann gerätst du immer mehr außer Atem (Was ist denn jetzt los? Du hast doch trainiert!), und du hast das Gefühl, dass du mehr Luft brauchst. Also atmest du tiefer ein, bewegst deine Arme noch schneller und plötzlich kommt es dir so vor, als wärst du noch nie zuvor geschwommen. Du japst nach Luft, bist außer Puste, die anderen überholen dich – und wie um Himmels Willen, sollst du es jetzt jemals bis zum Schwimmausstieg schaffen?!

DEINE STRATEGIE: Ausatmen! Wann hast du das zum letzten Mal getan? Länger her, als du denkst. Die ganzen kleinen Atemzüge addieren sich und erzeugen in dir ein Gefühl der Panik (Glaubst du etwa nicht? Dann probier mal, mit festem Boden unter den Füßen, fünfmal hintereinander kurz einzuatmen, ohne dabei auszuatmen und schau, wie sich das anfühlt … atme dann aus. Wie fühlst du dich jetzt?).
Das erste, was du also tun musst, ist, mehr Luft auszuatmen, als du für möglich gehalten hast. Manche Athleten sagen gerne ein schönes, langes „Haaaaaa“. Ja, laut. Unter oder über Wasser. Mache das jedes Mal, wenn du deinen Kopf unter Wasser steckst, damit deine Ausatmung kräftig bleibt. Paul Newsome, der Gründer von Swim Smooth, empfiehlt Schwimmer*innen, unter Wasser das Wort „Bubble“ zu sagen, da einen das wirklich zum Ausatmen zwingt und es zu einer effektiveren Atmung führt. (Es klappt. Wirklich. Gut.) Bonus: Die Konzentration auf deine Atmung hilft dir, im Hier und Jetzt zu bleiben, was wiederum den Teufelskreis von „Wie lange dauert es, bis ich endlich da bin? / Ich muss schneller schwimmen! / Ich komme außer Atem!“ unterbricht.

CHALLENGE NR. 2: DRAN BLEIBEN
Manche Athlet*innen schaffen die ersten Bojen ohne Probleme. Aber nach der Hälfte der Strecke fangen plötzlich die Gedanken an zu kreisen, vor allem wenn sich das Feld in die Länge gezogen hat und niemand mehr in der Nähe zu sein scheint. Dann ergeht es dir wie Wile E. Coyote: du schaust dich um und stellst fest, dass die Klippe unter dir auf einmal weg ist – oder, in diesem Fall, du dich mitten auf dem Meer befindest. Die Erkenntnis: „Woah, ich bin wirklich hier draußen und ich bin nur ein verletzliches Menschlein in diesem riesigen Ozean!“ setzt ein. Und das zerrt gehörig an den Nerven und lässt Selbstzweifel aufkeimen.

DEINE STRATEGIE: Fokussiere dich auf das Schwimmen. Genauer gesagt: konzentriere dich auf das, was dein Schwimmen besser macht. Was dich gut schwimmen lässt, wird dich auch ins Ziel bringen. Wenn du deine Aufmerksamkeit darauf richtest, kommst du aus dem „Wie bin ich nur hier gelandet?/ Wie soll ich jemals ins Ziel kommen?“-Denken heraus und kehrst in den Augenblick zurück. Wenn du also besser schwimmen kannst, wenn du über deinen Handeinsatz nachdenkst, dann denke wirklich intensiv darüber nach. Wenn das Rotieren der Hüfte oder der gleichmäßige Beinschlag dazu beitragen, dann stecke deine ganze Energie darein.

CHALLENGE NR. 3: INS ZIEL SCHWIMMEN
Schon klar, du willst die Person, der du die ganze Zeit hinterherschwimmst, gerne überholen. Aber hüte dich davor, deinen Armzug zu verkürzen, um schneller zu schwimmen. Wenn du dich in einen T-Rex verwandelst, der mit seinen kurzen Ärmchen fuchtelt, erreichst du T1 nur vollkommen ausgepowert.
DEINE STRATEGIE: Sei auf den letzten Metern der ruhigste Mensch im Wasser. Nutze deine Energie, um kraftvoll zu schwimmen und lang zu gleiten. So ziehst du an all den Leuten vorbei, die sich wie ein Tyrannosaurus bewegen und ihre Arme wie hektische Propeller rotieren lassen. Außerdem hast du dann etwas mehr Power für das Radfahren und Laufen übrig.

ÜBER MARTY MUNSON
Marty Munson ist eine von U.S. Masters Swimming (USMS) zertifizierte Schwimmtrainerin und vom USA Triathlon Verband (USAT) zertifizierte Triathlon-Trainerin. Sie hat als Gesundheits- und Fitnessredakteurin für zahlreiche Magazine gearbeitet. Ihre Artikel sind in Men's Health, Esquire, Triathlete, Shape, Marie Claire, O, the Oprah Magazine, USMS Swimmer Magazine und vielen anderen Publikationen erschienen. Als Schwimmtrainerin ist sie auf die Arbeit mit Triathlet*innen im Freiwasser spezialisiert. Außerdem ist sie Abenteuer-Schwimmerin, die vor kurzem das Winterschwimmen für sich entdeckt hat, und gerne um Dinge herumschwimmt, wie zum Beispiel die Freiheitsstatue, Key West und die Insel Manhattan.